Gesundheitsfoerderung und Umweltschutz

Gesundheitsförderung und Umweltschutz 

Gesundheitsförderung an Schulen und damit auch an der Grundschule Kirchboitzen umfasst im weitesten Sinne alle Bereiche der Schule und geht über die reine Vermittlung von Sach­wissen hinaus. Dieser ganzheitliche Ansatz wird mit dem Begriff „Salutogenese“ (Ableitung von lateinisch und griechischen Begriffen: „Entstehung, Entwicklung von Gesundheit“)be­schrieben.
Nach Peter Paulus beinhaltet diese moderne Gesundheitsförderung:
  • einen positiver Gesundheitsbegriff, der mehr beinhaltet als nur die Abwesenheit von Krankheit
  • die Abwehr vom biomedizinischen Organismuskonzept und die Hinwendung zum Menschen als erlebender Person
  • die Ausrichtung auf die Ressourcen von Gesundheit, statt nur auf die Risiken von Krankheit
  • die Beachtung der soziokulturell geprägten Lebensweise, statt des individuellen Gesundheitsverhaltens
  • eine stärkere Beachtung der "Verhältnisse" als gesundheitsrelevante Faktoren (z. B. das "Setting Schule"), statt sich nur auf das "Verhalten" der Menschen zu konzentrieren und schließlich ein demokratisch-emanzipatorisches Verständnis von Gesundheit, statt eines normierend disziplinierenden pädagogischen Konzepts
(Zitiert aus: Peter Paulus: "Schule als Ort der Gesundheitsförderung" in: nli-Drucksache, "Gemeinsam gesunde Vielfalt gestalten", Beiträge zur Schulentwicklung 9, Hildesheim 1997, S. 18)
Deshalb schließt der Bereich der Gesundheitsförderung immer auch den Bereich „Umwelt“
und damit auch den Umweltschutz mit ein.
 
In Elternhaus, Kindergarten und Grundschule werden die Grundsteine für ein späteres ge­sundheits- und umweltbewusstes Verhalten gelegt.
Gesundheitsförderung in der Schule umfasst die körperliche und die psychische Gesundheit und das soziale Wohlbefinden aller in der Schule beteiligten Menschen. Neben diesen Zielen ist eine positive Einstellung zur eigenen Gesundheit und zur Umwelt wünschenswert.
 
So ist auch eine „Schulkultur“, die ein „gesundes“ Schulprofil (siehe Schulprogramm) be­in­haltet, der Gesundheit för­derlich. Die rein medi­zinische „Ge­sundheitserziehung“ wandelt sich derzeit zur soziokulturell bestimmten „Gesundheits­för­derung“, die auch die Umwelt und die in ihr steckenden Potentiale mit in die Überlegungen einbezieht.
Dieser Ansatz findet sich auch in der Grundschule Kirchboitzen wieder.
 
Hier die wichtigsten Bereiche der Gesundheitsförderung der Grundschule Kirchboitzen mit den jeweiligen Zielen:
 
-          Die Kinder lernen ihren Körper und dessen Funktionen z.B. in sachunterrichtlichen Fra­gestellungen u.a. beim Thema „Sinne“ kennen und schätzen und entdecken wichtige Funktio­nen, die vielleicht bisher selbstverständlich waren.
-          Ganz praktisch lernen die Kinder z.B. beim täglichen gemeinsamen Frühstück nicht nur etwas über gesunde Ernährung und ihre Bedeutung für das Wohlbefinden, sondern auch eine soziale Komponente der Mahlzeiten, eine Esskultur.
-          Durch viel Bewegung in den Pausen z.B. an den Spielgeräten, an der Kletterwand und durch eine fest eingerichtete Spielausleihe für mobile (Bewegungs-) Spiele, die durch Schülerinnen und Schüler betrieben wird, aber auch in vielen Un­terrichtsstunden erfahren die Kinder durch von Lehrkräften angeregte Bewegungssequenzen, dass sie selbst ihre Gesundheit zu einem großen Teil durch eigene Aktivität mitbestimmen können.
-          Entspannung gehört ebenso zum Schulalltag dazu: Durch „normale“ Vorlese- oder ge­zielt durch Entspannungs-Geschichten im Unterricht oder während der Frühstücks­pause, am fest eingerichteten Vorlesetag erfahren die Kinder, dass Lesen und Vorlesen eine entspannende Wirkung haben kann und man durch die Geschichten das eigene Durchlebte besser verarbeiten kann.
-          Die Schulhofgestaltung der Grundschule Kirchboitzen lässt mit ihren vielen Be­tätigungs­feldern wie dem Rutschen, Schaukeln, Hüpfen, Klettern, Hangeln, Rangeln, (Fuß-)Ballspiel viel Raum für kindgerechte Aktivitäten jeglicher Art, die in ausreichendem Abstand voneinander angelegt wurden und bietet Rückzugs­möglichkeiten in natürlicher und naturgewachsener Umgebung. Ein solch angelegter Schulhof ist auch eine gute Präventionsmöglichkeit gegen Gewalt. Die Kinder können hier je nach Belieben Kraft schöpfen oder sich einmal so richtig austoben - je nach ihrem derzeitigen Bedürfnissen.
-          Durch gemeinsame Projekte(z.B. Zirkus), Rituale (z.B. Erzählkreis in den Klassen), Feste im (Schul-)jahr (z.B. Weihnachtsfeier, Fasching) und feste Einrichtungen (wie z.B. das Spat­zennest - Kinderkonferenz, Klassensprecher /-rat) bekommen die Kinder Gelegenheit zur Persönlichkeitsentwicklung und interagieren mit anderen. Dadurch wird auch die soziale Kompetenz gefördert.
-          Der Vernetzung von Grundschule und Kindergarten wird durch einen Kooperations­kalender, der gegenseitige Besuche auch der Kinder und gemeinsame Fortbildungen von Lehrkräften und Erzieherinnen vorsieht Rechnung getragen. Auch die Informationsveranstaltungen der weiterführenden Schulen und regelmäßig stattfin­dende Gespräche mit den dort arbeitenden Kolleginnen und Kollegen tragen dazu bei, dass die Kinder in Schule einen Partner für ihren Lebensweg sehen können und sie sich aufgehoben und angenommen fühlen.
-          Elterngespräche und Elternsprechtage sollen zu einer Erziehung und Bildung auf ge­meinsamer Basis dienen. Dies ist sehr wichtig für Kinder, denn klare Absprachen zwischen Elternhaus und Schule sorgen für Sicherheitsgefühl und Wohlbefinden bei Kindern, Eltern und Lehrkräften. Alle wissen dann, woran sie sind.
-          Gewaltprävention und Mediation finden täglich statt: Im Umgang und im Gespräch mit ihren Schülerinnen und Schülern tragen die Lehrkräfte der Grundschule Kirch­boitzen zur einer guten (Lern-)Umgebung bei. Ziel hierbei ist es, Kindern bewusst zu machen, dass sie selbst viel dazu beitragen können, ihre Umgebung positiv zu beein­flussen, aber auch, sich selbst kritisch zu beobachten. Auch die geplante Durchführung des Programms „Faustlos“ soll zur Entwicklung der sozial-emotionalen Kompetenzen beitragen. Die Gewaltprävention und Mediation soll u.a. auch mit beitragen zu körperlichen und seelischen Gesundheit (zum Wohlbefinden aller, zu einer Ächtung von Mobbing, zu einer angstfreien Lern- und Berufsumgebung…)
-          Umgang mit Energie: Ein zentrales Thema: Schülerinnen und Schüler lernen den spar­samen Umgang mit Energie, erfahren etwas über die Umwandlung verschiedener Energieformen ineinander und die Möglichkeiten der Energiespeicherung sowie über die Ab­hängigkeit der modernen Menschheit von Energieerzeugung. Ohne Energieversorgung gäbe es auch keine moderne Form der Gesundheitserziehung und auch das Thema der Ernährung bzw. der Gewinnung von Grundnahrungsmitteln hängt stark mit dem Ener­gieproblem zusammen.
 
-          Umgang mit Müll / Müllvermeidung: Woher kommt Müll? Was ist Müll? Wohin kommt der Müll? Was kann wieder verwertet werden? Vor- und Nachteile der Müll­trennung sollen im Unterricht erarbeitet werden und die Schülerinnen und Schüler an­geregt werden, auch über ihre eigene Mülltrennung (z.B. in den Klassenräumen) in Papier, sog. „Gelben-Sack-Müll“ und Restmüll nachzudenken und zu wissen, was mit dem Abfall geschieht.
 
 
Bisher durchgeführte, aktuelle und geplante wichtige Projekte, die teilweise regelmäßig stattfinden:
 
Die Aktion „Bewegte Schule“(seit November 2008): Durch Bewegung lernt man besser!
 
Schulzahnarzt: Das Team des schulzahnärztlichen Dienstes kontrolliert jährlich einmal die Zahngesundheit und sorgt durch in den Jahrgängen aufeinander aufbauende Unterrichtsein­heiten zur Zahngesundheit und -pflege für Prävention auf diesem Gebiet, die dann im Sachunterricht aufgegriffen werden.
 
Schulärztliche Untersuchung zum Schulbeginn: Hierbei wird von ärztlicher Seite die Schulfähigkeit attestiert und im Gespräch zwischen Eltern, Arzt und Kind Wege aufgezeigt, um vorhandene Stärken zu fördern und Defizite zu beseitigen. Im Normalfall wird hierbei auch der Schulleiter und die Klassenleitung einbezogen. (Schul)ärztliche Untersuchungen können aber auch in Einzelfällen zwi­schenzeitlich sinnvoll sein, um in der Schule aufgetretene Schwierigkeiten medizinisch abzuklären. Alle ärztlichen Untersuchungen werden natürlich nur mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten durchgeführt. Eine sinnvolle Zusammenarbeit, bei der - wenn die Eltern (bzw. Erziehungsberechtigten) es wünschen - auch die Lehrkraft mit in Gespräche einbezogen wird, kann durchaus helfen, den richtigen Weg zu finden.
In der individuellen Lernentwicklung werden ggf. auch (schul)ärztliche Untersuchungen dokumentiert, so dass man Fortschritte - auch und gerade bei gesundheitlicher Belastung - nachvollziehen kann.
 
Mobilitäts- / Verkehrssicherheitstage finden jedes Jahr meistens zwischen Ostern und den Sommerferien statt. Hier werden durch das Ansprechen aller Sinne die Geschicklichkeit und Wendigkeit der Kinder (nicht nur im Straßenverkehr) gefördert. Auch situationsgerechtes Verhalten als Straßenverkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer oder Mitfahrer) für Grundschüler wird hier intensiv geschult.
Im Rahmen des Unterrichts wird immer auch auf umweltbewusste und gesundheitsfördernde Fortbewegungsarten hin­gewiesen. Die Ablegung der Radfahr- und Fahrrad-Prüfung während der Verkehrssicher­heitstage motiviert die Viertklässler, sich auch weiterhin gesundheitsbewusst und sicher fort­zubewegen.
 
Schulhofgestaltung: Das Schulgrundstück wurde mit finanzieller Hilfe der Stiftung Bingo Lotto in verschiedene Ruhe- und Aktivitätsbereiche unterteilt (s.o.).
 
Umweltschule in Europa: Auch für den Zeitraum 2006 bis 2008 darf die Grundschule Kirchboitzen, wie auch schon für den Zeitraum 2004-2006  wieder den Titel „Umweltschule in Europa - Internationale Agenda 21 - Schule “ tragen.
Diese Auszeichnung wurde ihr zuletzt u. a. für die Einrichtung eines Schulgartens und des „Grünen Klassen­zimmers“ verliehen. Im Jahr 2006 gab es den Titel für die Ausbildung von Schülern zu Streitschlichtern, sparsamen Umgang mit Energie und Müllvermeidung sowie der Einrichtung einer Patenschaft.
 
Alternative Energien: Seit April 2002 hat die Grundschule Kirchboitzen eine funktionierende Photovoltaikanlage auf dem Dach. Gebaut wurde sie im Dezember 2001.
 
Arbeitsgemeinschaften zum Thema Umwelt und Gesundheit:
Zurzeit gibt es die Arbeitsgemeinschaften „Aquarium“ / „Schulgarten“ / „Gesund und fit“: Hier lernen die Kinder, verantwortlich mit sich selbst und anderen Lebewesen umzugehen.
 
Waldjugendspiele: Finden regelmäßig (mindestens alle zwei Jahre) an einem Samstag statt. Dabei wird beachtet, dass die aufeinander folgenden Veranstaltungen nach Möglichkeit in verschiedenen Jahreszeiten liegen (zuletzt im Herbst 2008). Hierbei lernen die Kinder in kleinen Gruppen an verschiedenen im Wald verteilten Stationen wichtige Dinge über den Wald und seine Lebewesen. Auch die Eltern im Veranstaltungsort werden mit einbezogen: Sie betreuen einige Stationen.
 
Sportveranstaltungen: Jährlich werden an der Grundschule Kirchboitzen Bundesjugend­spiele durchgeführt. Ebenso besteht die Möglichkeit, das Sportabzeichen abzulegen.
Ein zentraler Bestandteil des Sportunterrichts ist auch der Schwimmunterricht, in dem viele Kinder schwimmen lernen. Aber auch Schwimmer kommen auf ihre Kosten: Sie können ver­schiedene Schwimmabzeichen erwerben. Gemeinsam nehmen die Kinder der „Schwimmklasse“ im Schuljahr 2008/09 erstmals am Wettbewerb „Niedersachsen schwimmt“ des LSV teil.
 
„Gesundes Frühstück“: Bei diesem Frühstück, das einmal im Monat von einer Klasse und de­ren Lehrer(in) sowie freiwilligen Eltern für alle Kinder der Schule in Buffetform vorbereitet wird, können die Kinder vielfältige Erfahrungen machen: Sie lernen z.B., dass Nahrungsmittel ansprechend und appetitanregend zubereitet werden können; dass Essen etwas kostet und man dafür etwas bezahlen muss; sie lernen, wie man sich beim Buffet bedient und wie man sich beim Essen verhält, dass man sich gegenseitig hilft…, kurzum: Die erweiterte Bedeutung von Gesundheitserziehung wird hier (aber auch beim täglichen Frühstück, s.u.) deutlich!
 
Tägliches Frühstück: Im Stundenplan jedes Kindes findet sich die tägliche zehnminütige Frühstückszeit. Das Frühstück findet gemeinsam mit den anderen Kindern der Klasse im Klassenraum statt. In der großen Pause sind auf diese Weise beide Hände frei zum Toben, Klettern und Hangeln an der frischen Luft. Einige Klassen haben Frühstückssets, mit denen die Tische gedeckt werden. Während der Frühstückszeit dürfen sich die Kinder leise mit ihren Tischnachbarn unterhalten. Immer wieder wird beim Frühstück von Kindern automatisch das Thema gesunde Ernährung  angesprochen und die Lehrkräfte können täglich - wenn nötig - dazu anspornen, sich ausgewogen zu ernähren.
 
Projekt „Faustlos“: Im August 2009 findet an der Grundschule Kirchboitzen die erste Fortbildung im Rahmen des Projekts „Faustlos“ statt. Bei dieser werden die Lehrkräfte zu Multiplikatoren ausgebildet. Dieses Projekt ist ein Curriculum für Schulen und Kindergärten zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen und zur Vermeidung von aggressivem Verhalten. Auf alters- und entwicklungsadäquate Weise sollen den Kindern sozial-emotionale Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut vermittelt werden, wodurch ag­gressives Verhalten verhindert werden soll.
 
Ausblick:
Die Gesundheitsförderung im eingangs beschriebenen Sinne muss - nicht nur - an der Grund­schule Kirchboitzen als Prozess verstanden werden, den die an der Schulentwicklung Beteiligten im Auge behalten müssen, wenn sie es ernst meint mit dem höchsten Gut das wir haben: Die eigene Gesundheit.

 

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